Aufarbeitung

2019 wurde vom AKJP Heidelberg eine Aufarbeitungskommission, das IPP München, damit beauftragt, die Vergehen des vor 25 Jahren entlassenen Leiters Dr. Hermann Fahrig aufzudecken und deren Hintergründe aufzuklären. 1993 wurde Dr. H. Fahrig von der Mitgliederversammlung gezwungen, das AKJP Heidelberg zu verlassen und seine Ämter niederzulegen.

Fast 30 Jahre mussten vergehen, in denen die Zeit H. Fahrigs einen Schatten über unser Institut geworfen hat, der aus Wut, Angst, Scham, Trauer, Ohnmacht, Hilflosigkeit und vor allem auch aus Schuldgefühlen bestand – und auch heute noch besteht.
Sicherlich waren diese emotionalen Betroffenheiten und Verstrickungen zum Teil ursächlich dafür, dass unzählige interne Aufarbeitungsversuche bislang gescheitert sind und scheitern mussten. Erst jetzt durch die Unterstützung von professionellen Organisationen konnte aufgedeckt und aufgearbeitet werden.
Durch das IPP München ist ein Bericht entstanden, der zum einen der Aufklärung dienen und Transparenz ermöglichen soll. Zum anderen wurde damit aber auch für uns ein Narrativ geschaffen, auf dessen Grundlage interne Aufarbeitungsprozesse stattfinden können.

30 Jahre wurde aber auch weggesehen, geschwiegen, verdrängt, abgespalten oder dem Institut einfach den Rücken gekehrt.
Dieses Schweigen hat mehrere Gesichter:
Schweigen, weil man nicht genauer hinsehen möchte…
Schweigen aus Angst, Überforderung und/oder Ohnmacht
Schweigen, weil man einer Generation angehört, die lange nach H. Fahrig Zeit am Institut ihre Ausbildung begonnen hat und tatsächlich nicht genügend über diese Zeit weiß….

Auch, wenn die nachfolgende Generation keine Schuld an den Vergehen des alleinigen Täters Dr. H. Fahrig trifft, so sind wir als Nachfolgegeneration dennoch in der Verantwortung, diesen Teil der Vergangenheit in die Geschichte unseres Instituts zu integrieren – das Institut als solches, aber auch jede/r einzelne für sich.

Intern wird die Causa Fahrig durch die Unterstützung des Ethikvereins Deutschland im Rahmen verschiedener Workshops und Supervisionen seit Anfang 2021 aufgearbeitet. Sicherlich braucht es hierzu viel Zeit, gegenseitiges Verständnis, neue Wege, Klärung, Loslassen und Bewahren in Form von daraus lernen im Sinne von Prävention.

Durch den Forschungsbericht wurde sehr deutlich, dass aufgrund der internen Überforderung mit der Causa Fahrig keine Offenheit nach außen transportiert wurde, so dass Betroffene damals entmutigt wurden, mit den Verantwortlichen am Institut in Kontakt zu treten. Hierzu möchten wir noch einmal aufrufen. Wir möchten Betroffenen eine Stimme geben, zuhören, da sein – auch heute noch (auf unserer Homepage sind AnsprechpartnerInnen genannt, die im Umgang mit Traumatisierungen vertraut sind).
Aber auch auf die Entfernung gilt diesen unser ganzes Mitgefühl und unser tiefstes Bedauern über das, was geschehen ist und durch die damals Verantwortlichen nicht verhindert wurde.

Unser Mitgefühl gilt allen Kolleginnen und Kollegen, die durch Fahrig traumatisiert wurden und noch heute unter dieser Zeit leiden.
Unser Mitgefühl gilt allen, die im Rahmen der Aufarbeitung nun erneut mit den Traumatisierungen konfrontiert und belastet wurden und dennoch für die Forschungsinterviews zur Verfügung standen.
Unser Mitgefühl gilt allen Auszubildenden, die in den vergangenen Jahren unzureichend aufgeklärt werden konnten über diesen Teil der Institutsgeschichte und denen dadurch wichtige Identifikationsprozesse verloren gingen.

Seit 2017 arbeitet das AKJP Heidelberg nun gezielt an Präventionsstrategien und der Etablierung neuer Strukturen mit der Unterstützung des Ethikvereins. Vor allem aber ist uns wichtig, dass durch den gegenseitigen Austausch und das Sich-Mitteilen-Können an unserem Institut eine Atmosphäre der Offenheit, Transparenz und des Vertrauens herrscht, die unsere Arbeitsgrundlage bildet.

Wir bedanken uns bei all denen, die in irgendeiner Form zur Aufklärung mit beigetragen haben.

Stellungnahme DES AKJP-HD