Heidelberg
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„Das kranke System des Doktor F.“ vom 25. März 2025
Im Podcast von ZEIT ONLINE „Das kranke System des Doktor F.“ vom 25. März 2025 wird über sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch durch einen ehemaligen Institutsleiter der AKJP Heidelberg berichtet. Die Erzählweise und der gewählte Einstieg – etwa die Formulierung einer „Verbrecherbande in der altehrwürdigen Universitätsstadt Heidelberg“ – vermitteln den Eindruck, es handele sich um ein aktuelles Geschehen.
Tatsächlich liegen die zur Sprache gebrachten Vorfälle über 30 Jahre zurück: Der beschuldigte Hermann F. wurde bereits 1993 aus sämtlichen Leitungsfunktionen entlassen und aus dem Institut ausgeschlossen. Er verstarb im Jahr 2019. Die im Podcast gewählte Dramaturgie lässt diesen zeitlichen Kontext weitgehend unberücksichtigt und kann so zur Verunsicherung bei Zuhörenden führen.
Auch in anderen Punkten enthält der Podcast faktisch unzutreffende Angaben:
• Die AKJP Heidelberg wurde nicht von Manfred Müller-Küppers, sondern bereits 1949 von Annemarie Sänger gegründet.
• Die im Podcast mehrfach unterstellte Existenz eines „Systems Fahrig“ wird durch den wissenschaftlichen Aufarbeitungsbericht nicht bestätigt.
Wissenschaftliche Aufarbeitung: Institutionelle Verantwortung wurde übernommen
Die AKJP Heidelberg hat sich bereits vor mehreren Jahren der systematischen Aufarbeitung der Taten von Hermann F. gestellt. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) München wurde von 2019 bis 2022 ein unabhängiger, interdisziplinärer Aufarbeitungsprozess durchgeführt. Dabei wurden Betroffene aktiv einbezogen, Strukturen kritisch analysiert und institutionelles Versagen benannt.
Der Abschlussbericht wurde im Januar 2022 veröffentlicht:
Caspari, P., Dill, H., Caspari, C., Hackenschmied, G. (2022):
„Irgendwann muss doch mal Ruhe sein!“ Institutionelles Ringen um Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch an einem Institut für analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Springer Verlag.
https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-35513-5
Unser heutiges Selbstverständnis: Schutz, Ethik, Verantwortung
Der Vorstand und die Geschäftsleitung der AKJP Heidelberg bedauern zutiefst, dass die Darstellung des Podcasts aus unserer Sicht unpräzise und einseitig dramatisierend ist und dadurch zu Irritationen bei Patientinnen und Patienten, Angehörigen, Auszubildenden und Mitarbeitenden führen kann. Wir nehmen diese Irritationen ernst und möchten versichern:
Unser Institut hat aus den Vorfällen vor über drei Jahrzehnten wichtige Konsequenzen gezogen.
Dazu zählen:
• die Einführung neuer Schutzmechanismen,
• die regelmäßige Überprüfung ethischer Standards,
• eine enge Zusammenarbeit mit externen Fachstellen,
• sowie strukturelle Transparenz in Ausbildung und Behandlung.
Wir wissen, dass Aufarbeitung nicht mit einem Abschlussbericht endet. Unsere Bemühungen bestehen darin, aus den Fehlern der Vergangenheit kontinuierlich zu lernen und den Umgang mit Macht, Verantwortung und Nähe in der therapeutischen Arbeit laufend zu reflektieren. Dabei ist uns bewusst, dass dieser Weg mit Demut, Selbstkritik und Gesprächsbereitschaft verbunden bleibt.
Der Vorstand und die Geschäftsleitung der AKJP Heidelberg